Arbeitsweisen

Historische Arbeitstechniken
Ich arbeite mit historischen Arbeitstechniken des 17. und 18. Jahrhunderts. Diese Arbeitsweise hat ihre eigenen Regeln, die sich positiv auf die Qualität des Instruments auswirken, jedoch negativ, wenn man die Regeln nicht einhält. Man kann einen hochsensiblen Resonanzboden zwar bei hoher Luftfeuchtigkeit einleimen, doch wenn die Luftfeuchte trockener wird, wird er reißen.“ Diese natürliche Art des Bauens hat auch Einfluss auf die Lieferzeit.
Da ich mit natürlichen Rohstoffen arbeite, muss sich die Arbeit in den natürlichen Rhythmus der Natur einpassen. Dies gilt besonders für Hölzer und die Verwendung von Warmleim.
Da eine ruhige Hand bei der Handarbeit Voraussetzung für ein geglücktes Ergebnis ist, soll die Arbeit stressfrei, in Ruhe, konzentriert und mit Bedacht getan werden, und mit Liebe zum Tun. Zeitdruck würde dies erschweren oder verhindern!
Ich verwende keine giftigen Stoffe. Einerseits, weil ich selbst diesen Giften ausgesetzt wäre beim Verarbeiten, und ebenso ist mir wichtig, dass meine Kunden sich mit dem Instrument keinen Berg an versteckten Giften ins Haus holen, die ausgasen könnten oder Allergien verursachen könnten.

WAS BEKOMMEN SIE BEI MIR?
Um historisch bauen zu können, muss ich mich in die jeweilige Zeit einer Epoche hineinversetzen. Die Arbeitsweisen entsprechen also immer der Weise, in der die alten Meister ihre Instrumente bauten. Mein hohes Ziel ist, dass der Kunde, wenn er bei mir ein Instrument erwirbt, es so gebaut wird, wie er es damals beim originalen Erbauer neu bekommen hätte. Sie bekommen also bei mir kein Instrument, wie es heute in Museen steht, jedoch mit künstlich gealtertem Holz oder auf antik getrimmt, sondern so, wie dasselbe Instrument damals war, als es vor Hunderten von Jahren neu die Werkstatt verließ.

Was ist ein historisch nachgebautes Instrument? Ist es ausreichend, die Maße eines Originals im Museum abzunehmen, es genauso nachzubauen, es mit ähnlichen Farben anzustreichen, passende Tapeten und Scharniere zu erwerben, vielleicht noch ähnlich aussehende Tastenbeläge aus elfenbeinähnlichem Kunststoff zu verwenden, und schon hat man ein historisches Instrument? Worin besteht die eigentliche Kunst, wenn man ein Instrument nachbaut?
Das Wesentliche ist, die historische Vorlage zu verstehen! Dem nachzuspüren, was die alten Meister erreichen wollten! Wenn man die Klangeigenschaften eines originalen Resonanzbodens versteht, kann man ähnliche Qualitäten mit dem eigenen Resonanzholz erzielen, wenn man das Verstandene umsetzt. Das kann bedeuten, da sich das eigene Holz anders verhält, dass man es dezent angleichen muss, um ähnliche Eigenschaften zu erzielen.

Daher baue ich keine sklavischen Kopien, sondern schaffe jeweils meine Interpretation der musealen Vorlage, wobei alle klangtechnischen und spieltechnischen Eigenschaften des Originals hohe Beachtung finden. Im Prinzip geschieht dasselbe, wenn ein historisch interessierter Musiker beim Spielen eine Komposition interpretiert. Hierdurch kann ich als Erbauer selbst künstlerisch und kreativ tätig werden, ohne die historische Vorlage zu missachten. Es entstehen durchweg historische Instrumente mit lebendigem Charakter, unverwechselbare Unikate.

Bei einer Klaviatur ganz von Hand gemacht ist keine Taste wie die andere, und doch entsteht neben einwandfreier Funktion ein ästhetisches Gesamtbild. Ich empfinde dies wie die Blätter eines Baumes, der schön ist, und doch ist kein Blatt wie das andere. Andere wünschen, dass alle Tasten exakt gleich sind, wie das bei jedem Keyboard der Fall ist. Dies ist mit Maschinen leicht zu erreichen, wirkt jedoch auf mich wie geklont. Das persönlich einzigartige verschwindet zu Gunsten der Gleichheit. Dies ist vergleichbar mit historischen Stimmungen, in der keine Tonart wie die andere ist, während die moderne gleichschwebende Stimmung alle Tonartenunterschiede eliminiert zu Gunsten einer generellen Gleichheit. Es liegt in ihrer Betrachtungsweise als Kunde, ob sie die durch Handarbeit entstehenden kleinen Ungleichmäßigkeiten am Instrument wertschätzen oder, modern gedacht, als Makel empfinden.

Da nichts grausamer wäre, als ein Spieler, der alles gleich und ohne Inspiration spielt, scheint es mir richtig, ein Instrument zu bauen, das ebenfalls in seinem Wesen und Ausdruck Persönlichkeit besitzt. Und ebenso wie man die größten Musiker an ihrer Persönlichkeit erkennt, an etwas, das nicht kopierbar oder austauschbar ist, ist mein Ziel, dass jedes Instrument aus meiner Werkstatt inspiriert und einzig in seiner Art ist. Daher baue ich Unikate!

BESONDERHEITEN SOLCHER INSTRUMENTE
Auf Grund der Bauweise und der Materialien verhalten sich solche Instrumente anders als Instrumente, die möglicherweise historisch aussehen, aber nicht so gebaut wurden. Das Instrument durchläuft nach der Fertigstellung einen Reifeprozess. Es verändert und entwickelt sich! Sie bekommen es in tadellosem Zustand, wenn es die Werkstatt verlässt, jedoch ist es im eigentlichen Sinn noch nicht fertig. Der Klang entwickelt sich weiter, die Spielart ebenso, und nicht zuletzt stellen sie sich im Lauf der Zeit auch mehr auf das Instrument ein als zu Beginn.
Durch die Veränderungen im Instrument selbst sind kleinere Feineinstellungen nötig, wie z.B. Kiele schnitzen ( der Klangentwicklung anpassen), die Dämpfung von Springern korrigieren, mitunter vielleicht auch der Austausch einzelner Saiten oder Feinjustierung eines Springers. Daher empfehle ich, dass sie sich Zeit nehmen, damit ihnen der Cembalobauer zeigen kann, wie diese Arbeiten leicht von ihnen selbst durchgeführt werden können.
Bei einigen Instrumententypen (überwiegend Clavichorde)gibt es nach einiger Zeit eine sanfte „Torsion“. Diese ist normal und kein Makel. Ferner müssen sie auf Temperatur und Luftfeuchte achten (60%). Starke und plötzliche Schwankungen bringen das Instrument dazu, zu verstimmen, und das Holz wird arbeiten.

ARBEITSWEISEN / MATERIALIEN im Detail
Holz
Ich verwende ausschließlich Massivholz. Ich habe größere Vorräte an Hölzern, die alle sehr gut abgelagert sind, sogenannte Messerreste mit stehenden Jahren. Resonanzholz, das ich verwende, ist sehr gut abgelagert. Ich beziehe es aus dem Fiemmetal, wo schon Stradivari sein Resonanzholz suchte und Bösendorfer und Fazioli das heute noch tun. Darüber hinaus habe ich Resonanzböden aus Tafelklavieren und anderen frühen Instrumenten gesammelt, sowie geeignetes feinjähriges Holz aus antiken Möbeln und Kirchenorgeln, wodurch das Resonanzholz bis zu 200 Jahre alt sein kann.

Instrumente
– Ich stelle alle Teile des Instruments, die aus Holz sind, selbst her. Auch Klaviaturen und Rechen.

– Springer kaufe ich aus Zeitgründen manchmal bei Swainson oder Vogel. Ist genug Zeit vorhanden, stelle ich sie aus Elsbeere selbst her. Ich verwende nur historischen Saitendraht von Malcom Rose oder mitunter Westfälisches Eisen oder Stolberg Messing.

– Holzsichtige Oberflächen werden mit dem Handhobel verputzt und mit der Ziehklinge abgezogen. Die Farben für die Bemalung stelle ich selbst her, außer wenn bestimmte Lackierungen gewünscht sind. Meist verwende ich Kaseinfarbe und als Untergrund Gesso, ein Kreidegemisch, wie es Bildhauer der Renaissance als Untergrund für ihre Figuren benützten, wenn sie diese bemalen oder vergolden wollten. Die Farben werden mit dem Pinsel aufgetragen. Historische Bemalungen wirken nicht so perfekt wie modernere Verfahren.

– Eine Spezialität von mir ist die historische Schellack Politur, die mit einem Ballen von Hand auf furniertes Holz aufgetragen wird. Wachse stelle ich oft aus Bienenwachs und weiteren Zutaten her. ( Harze oder Tungöl, mit dem die chinesische Mauer konserviert wurde)

– Schleifmittel sind, je nachdem, für was, Schachtelhalm, Tripel, Wiener Kalk oder Glaspapier.

– Einige Metallteile stelle ich selbst her, manchmal auch Holzgewinde. Scharniere kaufe ich jedoch in der Regel, ebenso Wirbel, Filz, Leder. Die Beine für Fußgestelle drechsle ich entweder selbst oder beziehe sie von einem Kunstdrechsler.

Leime
– Beim Leimen verwende ich verschiedene Sorten Warmleime mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften, die ich selbst zubereite. Sie bestehen aus Knochen oder Haut von Hasen und haben unbegrenzte Festigkeit. In den ägyptischen Pyramiden fanden sich Dinge, die mit Warmleimen geklebt wurden, und die bis heute halten. Wenn ich einen fertigen Leim benutzen will, nehme ich Titebond.

Furnieren
– Ich furniere immer mit einem speziell angefertigten Furnierhammer nach historischem Vorbild. Dabei verwende ich ausschließlich Warmleim. Anschließend wird geölt und gewachst oder mit Schellackpolitur die Oberfläche veredelt. Ich verfüge über verschiedenste Furniere und Sägefurniere aus diversen Sorten oder stelle das Sägefurnier selbst her. So kann ich kreativ ein gut passendes Design der Instrumente entwerfen.

Werkzeug
– In meiner Werkstatt stehen Maschinen. Diese benötige ich, um aus Baumstämmen Bohlen und Bretter zu sägen und im Winter Brennholz. Sobald die Bretter und Bohlen gesägt und auf Dicke gehobelt sind, geht es mit Handwerkzeugen weiter.
– Ich verwende Handhobel, japanische Sägen und Stemmeisen. Dies sind meine Hauptwerkzeuge, um Instrumente zu bauen.
– Für Profile habe ich eine Sammlung von antiken Profilhobeln, mit denen ich diese herstelle. Doch da dies lange Zeit dauert, verwende ich für einfache Profile auch Fräser.

Gesinnung
– Ein künstlerisch arbeitender Handwerker sollte ein bodenständiger Mensch sein und ich scheue mich nicht, zu sagen, ein gottesfürchtiger Mensch. Denn Vieles bei seinem Tun bleibt unentdeckt von anderen. Man kann von Handwerkern betrogen werden, einfach deshalb, weil es möglich ist. Daher ist es wichtig, neben soliden handwerklichen Fähigkeiten ebenso über Tugenden wie Ehrlichkeit zu verfügen. Wer Gottesfurcht hat, übt Treu und Redlichkeit, denn es sehen ihn bei seiner Arbeit Augen, die nicht von dieser Welt sind.